alvin und sarah

Mein Bruder und ich verstanden uns nie sehr
gut. Was eher, ich bin da ganz ehrlich, arg
untertrieben ist, denn ich haßte ihn aus tiefster
Seele, haßte ihn mit jeder Faser meines Herzens.
Das fing bereits an, da war er noch gar nicht
geboren. Böse war er schon damals, richtig ge-
mein, ein Ekelpaket von teuflischer Bosheit.
Manchmal zum Beispiel nahm Mutter meine
Hand, legte sie auf ihren dicken Bauch, diesen
täglich ein wenig mehr anschwellenden Ballon,
in dem es pochte und rumpelte, als treibe eine
ausgelassene Horde winziger Kobolde ihren
Schabernack darin. "Na, fühlst Du es, Sarah?
Fühlst du es, wie er strampelt?" fragte sie
mich dann mit diesem blöde verzückten
Gesichtsausdruck, der ihr vorübergehend einen
Hauch trabenden Schwachsinns verlieh. Und
natürlich spürte ich sie, die kleinen Fußtritte,
die Alvin mir versetzte. Doch um des lieben
Friedens willen sagte ich artig: "Ja, Mama", nur
einfach "ja, Mama." Jedes weitere Wort wäre ein
Wort zu viel gewesen. Denn das, was ich noch
mehr spürte, war die brodelnde Wut in mir...

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